Nach den Stadtbränden der Jahre 1536 und 1540 geht von 1549 bis 1566 Hans Ermweig als Besitzer dieses Hauses aus den Steuerbüchern hervor. Er hielt 1542 in Anwesenheit vieler fremder, vornehmer Gäste in Weiden Hochzeit. Hans Ermweig besuchte als Handelsmann die Leipziger Messen.

Im Jahr 1567 versteuert sein Bruder, Michael Ermweig, das heutige Haus Unterer Markt 9. Er war Stadtrichter und besaß nahe dem Unteren Tor ein eigenes großes Haus. Michael Ermweig machte für seine Vaterstadt Armen- und Studentenstiftungen. Er war auch der Bauleiter beim Wiederaufbau des Kastenhauses des Reichen Almosens im Jahr 1565. Das Kastenhaus hat heute die Hausnummern Pfarrplatz 4 und Schulgasse 3a. Michael Ermweig, der reichste Handelsmann Weidens, war 1565 auch verantwortlich für den Neubau des Kirchengewölbes von St. Michael nach den Stadtbränden. Das Grabmal der Familie des Stadtrichters Ermweig befindet sich heute im Chor der evangelischen Stadtpfarrkirche St. Michael.

Als Hausnachfolger wird 1585 der Tuchmacher Wolf Mayer genannt. Das Haus hat einen Steuerwert von 500 Gulden, das entspricht dem Wert von 60 Kühen, 10 Pferden und 50 Schlachtschweinen. Wolf Mayer heiratete im Jahr 1582 die Weidener Bürgerstochter Maria Sindersberger. In dieser Ehe wurden von 1583 bis 1601 zehn Kinder geboren. Wolf Mayer starb im Jahr 1621 im Alter von 65 Jahren. Er war lange Zeit im Rat der Stadt und Bürgermeister.

Die Witwe Maria Mayer veräußerte das Haus an Bürgermeister Jacob Schabner, der in Bärnau geboren wurde und als "Deutscher Schulhalter", also als Volksschullehrer nach Weiden kam. Er betrieb aber auf seinem Haus auch einen "Crahmladen", der mit 20 Gulden in der Steuer steht. Seine Ehefrau, Barbara Bauer, eine Weidener Zinngießerstochter, die er im Jahre 1623 geheiratet hatte, starb 1634 an der Pest. 1637 vermeldet das Steuerbuch, dass die "Fahrnis" in der Plünderung fortgenommen wurde. Das Haus "weilen aber das Malzhaus eingerissen worden" wird auf 400 Gulden Steuerwert herabgesetzt. Jacob Schabner war 37 Jahre Ratsherr, davon 26 Jahre Bürgermeister. Er schrieb eine Chronik der Stadt Weiden für die Jahre 1619 bis 1663, die ob ihrer großen Bedeutung für die Stadtgeschichte im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) im Jahr 1928 als Buch veröffentlicht wurde. Von seinen 12 Kindern aus 3 Ehen gehen Söhne nach Erbendorf, Amberg und Straßburg, eine Tochter heiratet nach Volkach in Franken. Eine Nachfolgelinie wird 1764 als "Schaabner von Schönbaar" von Kaiserin Maria Theresia geadelt. Eine 1727 in Weiden geborene Urenkelin Schabners verheiratet sich 1749 mit Johann Joseph Meyer. Ihre Nachkommen waren die Besitzer des Plattnerhofes am Obersalzberg bei Berchtesgaden. Ihr Schicksal wird von Richard Voss in seinem Roman "Zwei Menschen" beschrieben. Bürgermeister Jacob Schabner starb 1671.

Nachfolger im Hausbesitz werden sein Schwiegersohn, der Fleischhackermeister Georg Neidt und der Sohn, Schreinermeister Hans Georg Schabner, wobei das Haus mit 600 Gulden bewertet wird.

Die 1681 geborene Enkelin Anna Maria Schabner heiratet 5 Jahre nachdem Tod ihres Vaters Hans Georg Schabner, der auch erst "Äußeres", dann "Inneres" Ratsmitglied war, den Schuhmachermeister Johann Prölß, wodurch dieser Besitzer des Hauses am Unteren Markt wurde. Er musste im Jahr 1717 "als Fremder" 45 Gulden Bürgerrecht bezahlen, das Neunfache der bei Bürgerssöhnen erhobenen Gebühr von 5 Gulden. Auch Johann Prölß gehörte bis zu seinem Tod im Jahr 1755 dem Inneren Rat an.

Von den 5 Kindern dieser Ehe übernimmt die 1719 geborene Tochter Maria Margareta Prölß nach ihrer Eheschließung im Jahr 1741 das Haus. Ihr Ehemann, Johann Michael Mayer, Fleischhackermeister, wurde 1710 in Weiden als Sohn des Fleischhackers Sebastian Mayer geboren. 1741 zahlt er als Bürgerssohn 5 Gulden für das Bürgerrecht. Sein Meisterstück als Fleischhacker hatte er bereits am 2. Januar 1737 gemacht. Johann Michael Mayer stirbt schon im Jahr 1759.

Seine Witwe Maria Margareta verkauft das Haus am 19.10.1772 ihrem einzigen Sohn, Georg Alexander Mayer (Meyer), der, wie der Vater, den Beruf des Fleischhackers ausübt. Er ist 1745 geboren und heiratete 1772 Anna Barbara Mayer. die Tochter des Lederers Michael Mayer und der Maria Margareta Schober. Sie starb bereits mit 24 Jahren im Jahr 1777, ihre Tochter war damals noch kein Jahr alt und der Sohn war erst vier. Der Witwer Georg Alexander Mayer heiratet Elisabeth Hummer aus Parkstein. Das einzige Kind, Johann Karl, stirbt gleich nach der Geburt im Jahre 1780.

Das Ehepaar Alexander und Elisabeth Meyer verkauft um 1850 Gulden das "Haus auf dem Platz zwischen Andrä Schober, Weißbäcker, und Erhard Roscher, Fleischhackers Häusern" am 15.1.1782 an den ledigen angehenden Kammmachermeister Johann Christian Dienstl. Dieser heiratet im Jahr 1789 Maria Regina Herbst aus Vilseck. Von den 10 Kindern des Ehepaares Dienstl verstarben 3 Buben und 3 Mädchen bereits als Kleinkinder. In der Fassion vom Jahr 1808 wird das Haus beschrieben: "beim Kammmacher auf der Stadt", Johann Christian Dienstl, ein geräumiges Wohnhaus auf der Stadt zwischen Erhard Roscher und Joseph Fruth Häusern mit personeller Braugerechtigkeit und dem Gewerbe des Kammmachers. Die Jahressteuer für das Anwesen betrug 17 Gulden 25 Kreuzer.

Von den Eltern kauften am 7.8.1833 um 3500 Gulden die Tochter Margarethe Dienstl und ihr angehender Ehemann, der Stadtschreiber Zachäus Eduard Herrmann, das drei-gädige Wohnhaus auf der Stadt mit Stadel und Grundstücken. Im Urkataster vom Jahr 1841 wird das Anwesen Haus Nummer 93 in Weiden, Plannummer 110, Wie folgt beschrieben: "... beim Stadtschreiber Eduard Herrmann. Wohnhaus, Stall und Hofraum 0,10 Tagwerk. Zum Anwesen gehören ein Stadel bei der Sebastianskirche, ein Felsenkeller beim weißen Kreuz, ein Garten am Schanzgraben und Wiesen und Ackerland 35,30 Tagwerk und 10,92 Tagwerk Waldungen". Unter "besonderen Verhältnissen" ist vorgetragen: Dieses Haus hat mit dem Nachbarhause Haus Nr. 92 (heute Unterer Markt 7) halbe Mauer- und Rinnengerechtigkeit. Die obere Dachrinne gegen das Haus Nr. 94 (heute Fleischgasse 1) unterhält der Besitzer von Haus Nr. 93 allein, die Hofmauer gegen das selbe Haus ist gemeinschaftlich.

Dem Ehepaar Herrmann-Dienstl wurden 8 Kinder geboren. Der Sohn Joseph Johann Herrmann erblickte in diesem Haus das Licht der Welt im Jahr 1836. Nach dem Schulbesuch in Weiden und Amberg studierte er Rechtswissenschaften und trat in den bayerischen Staatsdienst ein. Von 1889 bis 1895 war er für den Wahlkreis Weiden in der Kammer der Abgeordneten in München. Dann vertrat Joseph Herrmann das Königreich Bayern beim Bundesrat und war besonders bei der Verabschiedung der Reichssozialgesetzgebung tätig. Er wurde Ehrenbürger der Heimatstadt Weiden und als Staatsrat zum Ritter von Herrmann geadelt. Er starb 1914 in München, wo auch sein Vater bereits 1854 verstorben war. Seine Mutter starb mit 93 Jahren 1899 in Weiden. Das Haus Unterer Markt 9 blieb im Besitz der Privatiere Margarete Herrmann, die im Alter von 75 Jahren 1921 in Weiden verstarb.

Das Anwesen ging in den Besitz des Landgerichtsarztes Dr. med.Gustav Vierling über. Sein Verwandter, der akademische Maler und Bildhauer Wilhelm Vierling, schuf für das Haus den hl. Georg über dem Torbogen mit dem Vierlinghauszeichen, der liegenden halben Acht.

Die Witwe Hedwig Vieling verkaufte das Haus vor dem 2. Weltkrieg an den Obstgroßhändler Max Gottschalk. Dessen Witwe Betty führte das Geschäft als Lebensmittel- und Obstladen bis zur Veräußerung in den 80er-Jahren an Robert Müller.